Stadtkirche Brandis
Die Brandiser Kirche überrascht den Besucher mit einem großen, hellen und freundlichen Altarraum. Der geschnitzte Altaraufsatz mit in Weiß und Gold gehaltenem Rankwerk und Engelfiguren ist vielfach durchbrochen. Er lässt so das Licht hindurch, das durch die vier großen Fenster scheint. Am Fuß des Kreuzes ist ein Totenschädel sichtbar. Die barocken Schnitzkünstler sagen damit: Gott hat Christus auferweckt und den Tod besiegt. Nicht nur der Altar, auch die gesamte Innengestaltung mit Kanzel, Patronatsloge, Orgelprospekt und Empore stammt aus der Zeit des Barock um 1700.
Die Geschichte der Gotteshauses reicht jedoch wesentlich weiter zurück: In einer Urkunde aus dem Jahr 1121 wird die Brandiser Kirche erstmals erwähnt. Sicher gab es damals auch schon eine Besiedlung in unmittelbarer Nähe. Aus dieser ältesten romanischen Bauzeit stammen Mauerteile des Kirchenschiffes und des Turms. Ein kleines romanisches Fenster wurde an der Südseite freigelegt.
In der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde die Kirche nach Osten erweitert und der heutige große Altarraum errichtet, den ein spätgotisches Netzrippengewölbe überspannt. Aus dieser Zeit stammt auch das Sakramentshäuschen, das auf einer gedrehten Säule ruht. Beides wurde aus Rochlitzer Porphyr gestaltet. Aus Porphyr ist auch der Taufstein in der Mitte des Altarraumes gearbeitet. Er stammt allerdings erst aus dem Jahr 1886. (An der Wand neben dem Altar befindet sich ein Epitaph für das 1579 geborene und vermutlich im 3. Lebensjahr verstorbene Kind Wolf Ditterich von Korbitz.)
Durch die Erweiterung entstand die auffällige Lage des Turms. Er erhebt sich genau dort, wo Kirchenschiff und Altarraum zusammentreffen, also etwa in der Mitte der Kirche. Aus allen Richtungen ist er als Brandiser Wahrzeichen markant zu sehen.
Die Reformation wurde 1529 in Brandis eingeführt.
Die sogenannte Brauthalle, ein großer Vorraum an der Südseite, entstand 1570.
Bei zwei Stadtbränden im 17. Jahrhundert wurde auch die Kirche stark beschädigt. Danach entstand zwischen 1700 und 1705 ihre heutige innere und äußere Gestalt. Herausragend dabei ist die historische Orgel. Christoph Donat d. Ä. aus Leipzig vollendete sie 1705 als sein letztes Werk (2 Manuale, 16 Register). Sie konnte 2004/05 restauriert werden und erklingt mit ihrem hellen Klang neben den Gottesdiensten auch zu Konzerten.
An Loge, Altar und Kanzel sind die Wappen der Adelsfamilien von Bodenhausen, aus dem Winkel, von Gladebeck und von Pentz zu sehen. Als Besitzer des Schlosses Brandis übten sie das Patronat über die Stadtkirche aus und waren so maßgebend an der Ausgestaltung und Erhaltung der Kirche beteiligt.
Die Wetterfahne verrät das Jahr, in der der Turm in seiner heutigen Gestalt errichtet wurde: 1732.
Das Uhrwerk im Turm läuft seit 1741 bis heute und sorgt für die richtige Zeitangabe an der Uhr. Weiter oben im Turm hängen die Glocken. Nach einer sehr wechselvollen Geschichte besteht das Geläut heute aus der großen Glocke von 1785, der mittleren von 1927 und der kleinen und ältesten von 1483.
Von 1967 bis 1971 fand eine umfangreiche Innenrenovierung statt. Dabei wurde das Gestühl, zuvor in drei Blöcke geteilt, in der Mitte des Kirchenschiffes zusammengefügt. In den 1990er Jahren wurden Turm, Dach und Außenfassade saniert. Seit 2020 wird das Kircheninnere saniert und neu gestaltet. Zu Ostern 2021 konnte die Kirche wieder eingeweiht werden.