Dorfkirche Polenz

Betritt man die Kirche in Polenz, fällt noch in der Turmhalle der große romanische Taufstein ins Auge. Er besteht aus Rochlitzer Porphyr und ist mit einem Rundbogenfries gestaltet. Der Taufstein ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass es schon im 12. Jahrhundert eine Kirche in Polenz gab. Sicher stand sie ebenfalls hier, auf dem höchsten Platz des Ortes.

Die Reformation wurde in Polenz schon 1523 eingeführt. Der Rittergutsbesitzer Wilhelm von Lindenau holte Johannes Kress als ersten evangelischen Pfarrer in den Ort. Kress hatte zuvor eine entlaufene Nonne geheiratet.

Von 1722 bis 1725 wurde der heutige Kirchenbau errichtet. Der Turm war damals 36 Meter hoch und eine Landmarke im flachen Leipziger Land. Vom Turm aus verfolgte der Polenzer Pfarrer Gottlob Leberecht Schulze mit einem Fernrohr die Kampfhandlungen der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 und veröffentlichte später seine Beobachtungen. Schulze wirkte von 1809 bis 1823 in Polenz, gab Schulbücher heraus und entwarf das erste sächsische Volksschulgesetz.

Im 19. Jahrhundert wird die Kirche mehrfach umgestaltet. Dabei kam die Kanzel an die Nordseite, die Anzahl der Fenster im Altarraum wurden von sieben auf vier verringert und diese erhielten eine Buntverglasung, der Triumpfbogen wurde eingezogen und das Kircheninnere farbig gestaltet.

Eine wechselvolle Geschichte hat die Kirche in der DDR-Zeit erlebt. Die stark geschädigte Turmhaube mit Laterne musste 1970 abgetragen werden. Gründe dafür waren neben fehlenden Baukapazitäten wohl auch das Bestreben, den Einblick in den nahe gelegenen sowjetischen Militärfluglatz Waldpolenz zu verhindern. In den 1970er Jahren konnte mit viel persönlichem Einsatz, teils in der damals üblichen „Feierabendtätigkeit“, Dach und Außenputz erneuert werden. Der Turmstumpf wurde 5 Meter erhöht und mit einem schlichten Zeltdach versehen.

Nicht möglich war damals die Sanierung der Orgel, die 1878 vom Orgelbaumeister Conrad Geißler aus Eilenburg errichtet worden war. Durch Wasserschäden war das gesamte Werk bedroht und musste ausgelagert werden. Ein Wiederaufbau schien fast nicht mehr möglich. Durch beherzten und engagierten Einsatz vieler Einwohner konnte die Orgel jedoch gerettet und 2016 durch die Orgelbaufirma Peiter restauriert werden und erklingt seither wieder.

Das Kircheninnere wurde zuletzt in den 1980er Jahren renoviert. Damals kam auch der Kanzelaltar nach Polenz. Er stammt aus der Kirche von Pulgar (bei Rötha), das dem Braunkohletagebau weichen musste. Unter der Orgelempore wurde eine beheizbare Winterkirche eingerichtet.

Das Geläut besteht heute aus zwei sehr alten Glocken: die kleine stammt aus dem 13. oder 14. Jahrhundert, die große wurde 1480 gegossen.

2011 konnte das Dach neu gedeckt werden. Vorher wurden Turm und Glockenstuhl saniert.

Interessant ist ein Blick zur Turmspitze. Die Wetterfahne zeigt die Jahreszahlen 1725 (Kirchweihe) und 1978 (Abschluss der Außenerneuerung). Daneben sind Josua und Kaleb zu sehen, die eine große Weintraube tragen. Hintergrund dafür ist die alttestamentliche Schilderung, wie das Volk Israel nach seiner Wüstenwanderung in das gelobte Land aufbricht und in eine gute Zukunft geht.